Aufstockung
«Wir mussten aufräumen, es war zum Haareraufen»: Ein Teil der Frauenfelder Stadtverwaltung stellt sich neu auf

Im städtischen Departement für Bau und Verkehr von Stadtrat Andreas Elliker sind seit Anfang Jahr 150 Stellenprozente neu geschaffen. Der nächste grosse Schritt folgt 2022.

Samuel Koch
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Im Verwaltungsgebäude an der Schlossmühlestrasse führt eine Wendeltreppe in die oberen Etagen.

Im Verwaltungsgebäude an der Schlossmühlestrasse führt eine Wendeltreppe in die oberen Etagen.

Bild: Andrea Stalder

Als lange Zeit heisse Kartoffel. So bezeichnet Stadtrat Andreas Elliker die stadtverwaltungsinterne Reorganisation. Genauer: jene in seinem Departement Bau und Verkehr, dem er seit Juni 2019 vorsteht. An der Budgetsitzung im Gemeinderat fand Elliker deutliche Worte: «Es ist zum Haareraufen, wir müssen aufräumen, es braucht Manpower.» Gleichzeitig wollte er betonen, dass er seinen Vorgängern – namentlich Urs Müller und Carlo Parolari – keinen Vorwurf machen will. Er will nur vorwärts arbeiten.

Und das können die Mitarbeitenden in seinem Departement angeordneten Amt für Hochbau und Stadtplanung seit Anfang Jahr mit 150 zusätzlichen Stellenprozenten. Sie sind Teil von insgesamt 5,8 zusätzlichen Vollzeitstellen, die der Gemeinderat im Dezember an der Budgetsitzung bewilligt hat. Mit zusätzlichen Stellenprozenten dürfen unter anderem die Einwohnerdienste, das Personalamt oder die Sozialen Dienste arbeiten, und eben auch das Amt für Hochbau und Stadtplanung (AHS) mit auf dieses Jahr grössten Zuwachs aller städtischen Verwaltungsabteilungen.

Friedhof bleibt bei Stadtkanzlei, Stadtgärtnerei geht zum Werkhof

Andreas Elliker, Stadtrat und Departementsvorsteher Bau und Verkehr.

Andreas Elliker, Stadtrat und Departementsvorsteher Bau und Verkehr.

Bild: Mathias Frei

Die Stellenaufstockung hat mehrere Gründe, wie Stadtrat Elliker und Stadtbaumeister Christof Helbling erklären. Mit der Übernahme der Eigentümervertretung (Portfoliomanagement), der Liegenschaftenverwaltung sowie dem neu geschaffenen Aufgabenbereich der Bauherrenvertretung im vergangenen Frühling habe man das ganze Departement durchleuchtet. Bereits auf dieses Jahr erfolgte die Übernahme der Stadtgärtnerei vom Amt für Finanzen und Zentrales von Stadtpräsident Anders Stokholm.

Ebenso gehört der Friedhof neu zum Werkhof, der zwar schon jetzt Ellikers Departement angegliedert ist, ab nächstem Jahr jedoch als Abteilung vom Amt für Tiefbau und Verkehr (ATV). «Im Juni haben wir den Beschluss gefasst, dass sich der Werkhof 2022 dem ATV anschliesst», sagt er. Das Bestattungswesen jedoch bleibt Teil der Einwohnerdienste in der Stadtkanzlei.

Christof Helbling, Leiter Amt für Hochbau und Stadtplanung.

Christof Helbling, Leiter Amt für Hochbau und Stadtplanung.

Bild: Andrea Stalder
«Das macht thematisch Sinn.»

Das sagt Christof Helbling. Je nach Arbeit der ab sofort neu angesiedelten Stadtgärtnerei sei das AHS oder das ATV in die Arbeiten involviert. Genau denselben Vorteil sehen Elliker und Helbling bei der Reorganisation des Werkhofs, bei welcher nebst Markus Graf und Thomas Müller auch Peter Lang wesentlich mitgearbeitet hat. «Wir konnten von ihrer langen Erfahrung profitieren», sagt Elliker.

Mehr Gesuche ergeben grösseren Aufwand

Mit den Agglomerationsprogrammen, der zentrumsnahen Stadtentlastung oder der Ende Januar spruchreifen Liegenschaftenstrategie stehen dem Departement für Bau und Verkehr grosse Herausforderungen ins Haus. Seit Anfang Jahr ist das AHS in die zwei Abteilungen Stadtplanung sowie Hochbau aufgeteilt. Letzteres erhält den ersten Drittel der neu geschaffenen Stellenprozente, weil die Anzahl an Verfahren in der Vergangenheit laut Helbling massiv angestiegen ist. 260 Baugesuche im Jahr seien üblich, vergangenes Jahr waren es 310. Und ein Fakt ist dem Stadtbaumeister zuletzt besonders aufgefallen, wie er sagt:

«Derzeit bearbeiten wir viele Gesuche für Schwimmbäder, vermutlich, weil die Leute wegen der Pandemie ihr Eigenheim verschönern wollen.»

Entsprechend dem Anstieg der Baugesuche stieg auch die Stundenanzahl für die Bearbeitung oder die Honorare externer Fachleute. Die zunehmende Anzahl von Einsprachen erfordert ebenso mehr Aufwand der Mitarbeitenden. «Gerade bei 5G kann man gut von einer Einspracheflut sprechen», sagt Helbling. Dazu kommt die zusätzliche Komplexität durch verschärfte Gesetzgebungen, etwa beim Behindertengleichstellungsgesetz, Denkmalschutz oder Lärmschutz. Elliker sagt:

«All das ist schon zu handhaben, aber einfach mit entsprechendem Mehraufwand.»

Durch all diesen Zusatzaufwand erklärt sich unter anderem der Anstieg des Budgets seines Departements um rund zehn Prozent von 2020 aufs laufende Jahr, von 9,29 auf 10,23 Millionen Franken.

Eingangsbereich zum Verwaltungsgebäude des Departements für Bau und Verkehr an der Schlossmühlestrasse 7.

Eingangsbereich zum Verwaltungsgebäude des Departements für Bau und Verkehr an der Schlossmühlestrasse 7.

Bild: Andrea Stalder

Je weitere 50 Prozent für Grünraum und Administration

Ein weiterer Drittel der Stellenprozente fliesst in die Arbeit für Natur und Landwirtschaft, wobei da vor allem die Problematik mit Neophyten auftaucht. «Das ist wahnsinnig und mit richtig viel Aufwand verbunden», sagt Helbling. Und beim Thema Altlasten wie Sanierungen von Schiessanlagen oder Deponien kommt weitere Arbeit auf die Stadtangestellten zu. Mit dem dritten Drittel stocken Elliker und Helbling die Administration auf. Abschliessend meint Elliker:

«Jetzt sind wir gut aufgestellt fürs 2022.»

Dann folgt nämlich mit der Integration des Werkhofs der nächste grosse Schritt, wie Helbling betont. Noch etwas ferner hingegen liegt die Bündelung der Verwaltung ausserhalb des Rathauses in einem Zusatzbau über dem heutigen P&R-Gebäude vis-à-vis vom Oberen Mätteli. Für die Integration des Werkhofs benötige es keine Stellenaufstockungen mehr. Zu internen Verschiebungen könne es aber vereinzelt noch kommen. Mit spitzer Zunge sagt Elliker: «Das hängt auch von den Aufträgen des Gemeinderates ab.»