Asylwesen
«Eine reine Vorsichtsmassnahme»: Stadt Frauenfeld verlängert Miete für Unterkunft Kurzdorf für ukrainische Flüchtlinge

Die Stadt Frauenfeld bereitet sich auf eine Zunahme an Gesuchen von Flüchtlingen mit Schutzstatus S vor und mietet weiter die Unterkunft Kurzdorf, wo Platz für 48 Betten bereitstünde. Der Grossteil der ukrainischen Flüchtlinge in Frauenfeld wohnt aber woanders.

Samuel Koch
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Der Wegweiser führt zum Eingang der Unterkunft Kurzdorf.

Der Wegweiser führt zum Eingang der Unterkunft Kurzdorf.

Bild: Samuel Koch

Der Krieg in der Ukraine dauert an, ein Ende ist weiterhin nicht in Sicht. Wegen der anhaltend grossen Fluchtbewegung in Richtung Westen rechnen die hiesigen Behörden in den kommenden Monaten, wenn es wieder kälter wird, mit weiteren Einreisen von ukrainischen Flüchtlingen.

So auch die Stadt Frauenfeld, die deshalb den Mietvertrag für die städtische Unterkunft Kurzdorf für die Bereitstellung von acht Zimmern à jeweils sechs Betten ausgestattet mit nordischer Bettwäsche verlängert hat. In Tat und Wahrheit mietet die Stadt die Unterkunft an der Rheinstrasse 32 direkt neben der Schulanlage Kurzdorf von der Stadt, das Amt für Soziale Dienste vom Amt für Sicherheit. Die fürs Sozialwesen zuständige Stadträtin Barbara Dätwyler sagt:

Barbara Dätwyler Weber, Stadträtin Frauenfeld für Gesellschaft und Soziales.

Barbara Dätwyler Weber, Stadträtin Frauenfeld für Gesellschaft und Soziales.

Bild: Michel Canonica
«Es handelt sich nur um eine reine Vorsichtsmassnahme, falls die Zahlen im Herbst und Winter wieder steigen.»

Obschon die ehemalige Offiziersunterkunft im Kurzdorf bereits seit kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine im Frühjahr 2022 bereitsteht, wohnen derzeit keine ukrainischen Flüchtlinge dort, betont Dätwyler.

Derzeit belegt nur für Deutschkurse

Aktuell nutzten ukrainische Flüchtlinge lediglich die Aufenthaltsräume sowie die kleine Küche, meint die Stadträtin weiter. Primär finden dort derzeit Deutschkurse insbesondere für Ukrainerinnen und Ukrainer statt.

Mit der jetzigen Verlängerung will und muss die Stadt weiterhin kurz- und langfristige Unterbringungsmöglichkeiten anbieten können, weil auch mit einem Anstieg an Anträgen im ordentlichen Asylwesen zu rechnen sei, heisst es im Kurzprotokoll des Stadtrates zur Sitzung von Ende Juni. Derzeit (Stand 7. Juli, Quelle: kantonales Sozialamt) befinden sich im Thurgau 1936 ukrainische Flüchtlinge mit Schutzstatus S, in Frauenfeld sind es derzeit 174 Personen, wie Dätwyler sagt. Der Grossteil dieser Menschen wohnt allerdings schon selbstständig oder bei Verwandten, elf Personen leben noch bei zehn Gastfamilien, Tendenz sinkend.

Tageslicht als Vorteil gegenüber Zivilschutzanlagen

Vor Kriegsausbruch wurde die Unterkunft Kurzdorf vom Amt für Sicherheit an Vereine und sonstige Interessenten vermietet, die nicht in einer der Zivilschutzanlagen übernachten wollen. Der grosse Vorteil nebst den Aufenthaltsräumen und der kleinen Küche liegt in der Unterkunft Kurzdorf am verfügbaren Tageslicht. Diese Doppelnutzung für die Deutschkurse und darüber hinaus möglicherweise für die Unterbringung habe sich als positiv herausgestellt.

Auf die Erstellung eines Mietvertrags sei bisher verzichtet worden, weil die Details bereits im Stadtratsbeschluss geregelt waren, heisst es seitens Stadtrat weiter. Versäumt wurde Ende April aber die rechtzeitige Verlängerung der bestehenden Regelungen. Laut Dätwyler sei intern etwas liegen geblieben. Konsequenzen hat das keine.

Viel wichtiger sei, dass mit der Unterkunft Kurzdorf eine stadtinterne Lösung weiterhin gebraucht werden könne. Dätwyler meint:

«Ansonsten muss die Stadt bei einem Anstieg die ukrainischen Flüchtlinge in teureren Hotels unterbringen.»

Die jährlichen Mietkosten belaufen sich auf rund 45'000 Franken, die lediglich stadtintern verrechnet werden. Diese werden mit den sogenannten Globalpauschalen des Bundes abgerechnet, die für Personal und Infrastruktur aus Bern zur Verfügung gestellt werden.

Stand jetzt steht die Unterkunft Kurzdorf bis Ende 2024 für Personen mit Schutzstatus S bereit, ohne dass andere Reservationen für Externe mehr möglich sein werden. Im Protokoll des Stadtrates heisst es: «Bestehende Reservationen sind nach Möglichkeit umzubuchen oder zu stornieren.»