Fahrlässig oder vorsätzlich?

Der Grossbrand auf dem Horner Raduner-Areal ist nicht wegen eines technischen Defekts ausgebrochen. Der Inhaber der Brockenstube, in der das Feuer ausbrach, sieht sich bestätigt – er glaubt seit dem Feuer an Brandstiftung.

Daniel Walt
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Blick ins Raduner-Areal: Im Gebäude in der Mitte war das Feuer am 3. August ausgebrochen. (Bild: Michel Canonica)

Blick ins Raduner-Areal: Im Gebäude in der Mitte war das Feuer am 3. August ausgebrochen. (Bild: Michel Canonica)

HORN. Es war ein Inferno: Anfang August brannten auf dem Raduner-Areal am Horner Seeufer mehrere Hallen. Über 200 Feuerwehrleute aus sechs Gemeinden standen im Einsatz, der Flammen wurden sie allerdings stundenlang nicht Herr. Nun steht fest: Es war kein technischer Defekt, der für den Grossbrand verantwortlich war.

«Die Brandermittlungen haben keinen Hinweis darauf ergeben, dass ein technischer Defekt für das Feuer verantwortlich war», erklärte Matthias Graf, Sprecher der Kantonspolizei Thurgau, gestern auf Anfrage. Er bestätigte damit eine Meldung von «FM1Today». Somit steht fest, dass die Flammenhölle auf dem Raduner-Areal von Menschenhand verursacht worden ist – ob vorsätzlich oder fahrlässig, ist Gegenstand weiterer Abklärungen, wie Graf sagt.

Spurensuche war schwierig

Die Ermittlungen im Brandschutt auf dem Raduner-Areal waren laut Matthias Graf sehr aufwendig. «Für die Brandermittler ist es nach einem Feuer von einem solchen Ausmass und mit derartigen Zerstörungen umso schwieriger, nach Spuren zu suchen», sagt Graf. Beigezogen wurde unter anderem ein Elektroinspektor, der technische Geräte auf dem Raduner-Areal unter die Lupe nahm. Er suchte in den zerstörten Gebäuden zudem nach Hinweisen, die auf einen technischen Defekt hätten schliessen lassen.

Nachdem zunächst in alle Richtungen ermittelt wurde, liegt der Fokus laut Matthias Graf nun darauf, dass das Feuer durch Menschenhand verursacht worden ist. «Wir interessieren uns für die Frage, ob das Feuer absichtlich oder fahrlässig verursacht worden ist und wer dafür verantwortlich ist», so der Mediensprecher der Polizei.

«Etwas anderes nicht möglich»

In seiner Meinung bestätigt sieht sich nach dem Vorliegen der neuesten Ermittlungsergebnisse Max Niederer. Er ist Inhaber der Brockenstube, in der das Feuer ausbrach. Niederer hatte schon unmittelbar nach dem Grossbrand zu Protokoll gegeben, er sei überzeugt, dass Brandstiftung vorliege. «Etwas anderes ist gar nicht möglich», erklärte er gestern gegenüber dieser Zeitung. Dass nun wieder Gerüchte aufkommen könnten, er selbst habe das Feuer gelegt, nimmt Niederer zur Kenntnis. «Es soll mir mal einer sagen, was mein Motiv hätte sein können. Wer meine Partnerin und mich kennt, weiss: Für uns zählt nicht Geld, sondern die Geschichte der Gegenstände in unserer Brockenstube», sagt Niederer.

«Albtraum ist brutale Realität»

Das Brockenhaus G'wunderland war nicht versichert, wie Max Niederer schon unmittelbar nach dem Inferno zu Protokoll gab. Er beziffert den Schaden, den er durch den Brand erlitten hat, auf bisher 3,5 Millionen Franken. Niederer – er hat von seinem Vermieter nach eigenen Angaben bisher keine Kündigung erhalten – spricht abschliessend davon, der anfängliche Albtraum sei für ihn längst zu brutaler Realität geworden.

Armee beigezogen

Der Brand auf dem Raduner-Areal in Horn war am Montagmorgen des 3. August in jenem Bereich ausgebrochen, in dem Max Niederers Brockenhaus eingemietet war. Das Feuer fand aufgrund der im Brockenhaus gelagerten Gegenstände Nahrung und breitete sich rasend schnell aus.

Die Angehörigen der Feuerwehr konnten nur von aussen Schadensbegrenzung betreiben, weil die Gefahr bestand, dass Hallen einstürzen würden. Deswegen wurde die Armee beigezogen, um die Löscharbeiten aus der Luft zu unterstützen. Erst im Lauf des Nachmittags war das Feuer mehr oder weniger gelöscht.

Der Horner Gemeindepräsident Thomas Fehr (Mitte), Unternehmer Heinrich Eberhard (rechts) und Martin Eugster vom Thurgauer Amt für Umwelt an der gestrigen Medienorientierung. (Bild: Michael Canonica)

Der Horner Gemeindepräsident Thomas Fehr (Mitte), Unternehmer Heinrich Eberhard (rechts) und Martin Eugster vom Thurgauer Amt für Umwelt an der gestrigen Medienorientierung. (Bild: Michael Canonica)