HORN. Eine Woche nach dem Raduner-Brand dauern die Ermittlungen an. Derweil beklagt ein Miteigentümer, dass seine Warnungen ignoriert wurden. Am Donnerstag besprechen alle Parteien das weitere Vorgehen.
Nach dem Grossbrand auf dem Raduner-Areal am Horner Seeufer bleiben entscheidende Fragen vorläufig offen. Dies gilt namentlich für die Brandursache, die nach wie vor ungeklärt ist. Die Brandermittler seien weiterhin vor Ort und machten weitere «Tatort- und Umfeldabklärungen», sagt Daniel Metzler, Mediensprecher der Kantonspolizei Thurgau.
Entgegen der Behauptung des Brockenhaus-Besitzers, der schon früh von nachweislicher Brandstiftung sprach, lässt sich die Polizei nicht auf Spekulationen ein. «Wir ermitteln noch immer in alle Richtungen», sagt Metzler. Zur Arbeit der Brandermittler gehöre neben der Spurensicherung auch die Befragung von Zeugen und anderen Auskunftspersonen; auf den Aufruf habe es einige Rückmeldungen gegeben. Im weiteren werde alles Bildmaterial zum Brand ausgewertet, nebst polizeilichen auch mediale und private Bilder.
Geklärt immerhin ist der Ort des Brandausbruchs: Die Brandzone befindet sich laut Metzler in der Lagerhalle im ersten Stock und könne auf eine Fläche von 20 auf 40 Meter eingegrenzt werden. Bis zum Abschluss der Brandermittlungen kann es noch mehrere Wochen dauern, wie es bereits letzte Woche hiess.
Zur Höhe des Sachschadens verweisen Polizei und Gebäudeversicherung Thurgau auf die erste Schätzung vor Wochenfrist: «Der Schaden dürfte zwischen mehreren hunderttausend und einigen Millionen Franken betragen.» Ob die Gebäudeversicherung dafür aufkommt, hängt von der Brandursache ab. «Zum Fall Horn kann ich diesbezüglich noch nichts sagen», sagt GVTG-Direktor Walter Baumgartner. «Grundsätzlich gilt aber: Wenn ein Brand durch den Eigentümer oder durch Dritte verursacht wurde, kann es sein, dass die Gebäudeversicherung nur einen Teil des Schadens übernimmt oder im Extremfall die Kostenübernahme ganz ablehnt.» Zu weiteren Fragen nimmt Baumgartner keine Stellung: Als Versicherung äussere man sich nicht zum ungeklärten Fall – schon aus Datenschutzgründen.
Nun ist der Brand zwar vollumfänglich gelöscht, doch die Diskussionen um Ursache und Folgen halten an. Die Miteigentümer des Areals, die Gebrüder Reto und Walter Peterhans, haben Tage nach dem Brand an frühere Reklamationen zuhanden des zweiten Grundeigentümers (Eberhard Bau AG) und die Gemeinde erinnert. Mehrfach, im September 2012 auch schriftlich, machten sie die erwähnten Adressaten sowie den Mieter (Max Niederer, G'Wunderland) auf die gefährliche Situation der «chaotischen Deponie» aufmerksam und forderten Massnahmen – vergeblich. Der Brandschutz sei nicht kontrolliert und angeregte Verbesserungen nicht durchgesetzt worden. Im Gegenteil habe sich die Situation «noch extrem akzentuiert». Die verstellten Zugänge – «wie eine Panzersperre» – seien vom Brockenhaus-Betreiber auch zwecks Einbruchschutz gewollt gewesen, sagt Reto Peterhans.
Der Horner Feuerwehrkommandant Bruno Villiger habe sich im persönlichen Gespräch «jahrelang immer sehr besorgt über diese gefährliche Situation geäussert», schreiben die Peterhans-Brüder. Darauf angesprochen, will Villiger dies nicht bestätigen: «Die Situation war nicht gefährlicher als in anderen Brockenhäusern und anderen alten Industriebauten.» Weder Grundeigentümer Eberhard noch die Gemeinde reagierten auf die Brandschutz-Forderungen seitens Peterhans'. Gemeindepräsident Thomas Fehr will dazu keine Stellung nehmen.
Angesichts der seit Jahren «verkachelten» Situation fragt sich Fehr, warum Reto Peterhans jetzt die Brandschutz-Forderungsbriefe publik mache. «Der Brand ist passiert, niemand kam zu Schaden.» Demgegenüber sagt Peterhans: «Wir sind einfach erzürnt, dass diese Schäden überhaupt entstanden sind. Sie hätten verhindert oder zumindest verringert werden können.»
Wie es auf dem Areal weitergeht, soll übermorgen an einem Treffen aller Beteiligten besprochen werden. Vertreter der Gemeinde, des kantonalen Umweltamts, der Gebäudeversicherung, der Polizei sowie der beiden Grundeigentümer wollen die nächsten Schritte klären. Laut Gemeindepräsident Fehr gehe es einerseits um die Brandruine, andererseits – «völlig unbeeinflusst davon» – um die Altlastensanierung. Die Gemeinde erhofft sich die schnelle Einebnung des Brandgeländes.
Für Reto Peterhans, der sich bereits heute mit Kantonsvertretern bespricht, ist «sonnenklar, dass abgebrochen werden muss, was kaputt ist». Seiner Meinung nach müsste Eberhard das bisherige Rückbau- und Sanierungsprojekt zurückziehen und ein neues Bauprojekt für den Abbruch einreichen. Mit der Bodenbelastung habe dies nichts zu tun; da fordert Peterhans nach Bodenuntersuchungen weiterhin ein «parzellenübergreifendes Sanierungsprojekt».