Eine neue Studie zeigt: In Arbon ist es wirtschaftlich, technisch und ökologisch machbar, Wärmeenergie aus dem Bodensee zu nutzen. Der Stadtrat möchte nun Nägel mit Köpfen machen. Im besten Fall könnte der Wärmeverbund auf die Heizsaison 2028/2029 hin in Betrieb genommen werden. Die Investitionskosten belaufen sich schätzungsweise auf 51 Millionen Franken.
(mso/red) Eine neue Studie zeigt: In Arbon ist es wirtschaftlich, technisch und ökologisch machbar, Wärmeenergie aus dem Bodensee zu nutzen. Der Stadtrat hat die Studienergebnisse erfreut zur Kenntnis genommen. Er erachtet es als sinnvoll und dringend, ein entsprechendes Projekt voranzutreiben.
In den Jahren 2020 und 2021 hat der Kanton Thurgau die Machbarkeit der thermischen Nutzung von Bodensee und Rhein untersuchen lassen. Dabei zeigte sich, dass die Voraussetzungen zur Nutzung von Wärmeenergie aus dem See in Arbon gut sind. In der Folge gab der Arboner Stadtrat eine zusätzliche Machbarkeitsstudie in Auftrag, um die konkreten Möglichkeiten genauer zu bestimmen. Die seit diesem Sommer vorliegende zweite Studie bestätigt den positiven Befund der kantonalen Untersuchung. Sie kommt zum Schluss, dass der Stadt Arbon mit dem Bodensee eine ausgiebige lokale und erneuerbare Energiequelle zur Verfügung steht.
Mit einem entsprechenden Wärmeverbund könnte rund ein Viertel des Stadtgebiets erschlossen und beheizt werden, heisst es in einer Mitteilung der Stadt. Als Versorgungsgebiet im Vordergrund stehen die Altstadt, die Gebiete nördlich der St. Gallerstrasse bis Seemoosriet exklusiv dem äusseren Bergliquartier und in der Maximalvariante das Industriegebiet Frasnacht.
Der See würde also jedes Jahr so viel Energie liefern wie rund 2,6 Millionen Liter Heizöl. Durch eine thermische Nutzung des Sees könnte der Kohlendioxidausstoss in Arbon jährlich um rund 7000 Tonnen reduziert werden. Auch wirtschaftlich bringt eine Wärmenutzung des Sees nach Angaben der Stadt Vorteile: Die regionale Wertschöpfung würde gesteigert, und es könnten ein bis zwei neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Zudem liesse sich die Abhängigkeit vom Ausland in Bezug auf fossile Energieträger markant verringern.
Vor diesem Hintergrund hat der Arboner Stadtrat an seiner Sitzung vom 22. August beschlossen, dass das Projekt Seewasser-Wärmeverbund vorangetrieben werden soll. Die geschätzten Investitionskosten belaufen sich auf rund 51 Millionen Franken. Das Projekt dürfte mit Fördergeldern in der Höhe von etwa 14,6 Millionen Franken unterstützt werden, heisst es in der Mitteilung weiter. So resultieren Nettoinvestitionen von rund 36,4 Millionen Franken.
Die Stadt Arbon soll jedoch nicht als Investorin oder Bauherrin auftreten, sondern nur unterstützend mitwirken. Wer den Lead haben könnte, ist offen. «Wir werden in den nächsten Tagen das Gespräch mit potenziellen Betreibern suchen», sagt Interims-Stadtpräsident Didi Feuerle. In Egnach beispielsweise ist eine Aktiengesellschaft Trägerschaft des geplanten thermischen Seewasserwerkes. Beteiligt sind die St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG, das Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau und die Standortgemeinde.
Für die Infrastruktur in Arbon würde die Stadt eigene Grundstücke im Baurecht zur Verfügung stellen. Als Standort für das Pumpwerk in Frage kommen der Bereich neben dem Seewasserwerk, das Gelände östlich vom Schwimmbadareal oder die Quaianlagen. Als Standort für die Wärmezentrale ist der Keller der Kunsthalle denkbar. Wird das Projekt ohne Verzögerungen vorangetrieben, so könnte eine erste Etappe eines Seewasser-Wärmeverbundes auf die Heizsaison 2028/2029 hin in Betrieb genommen werden.