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Meinung
Leserbriefe
Zu Beiträgen über Flüchtlinge in der Schweiz
Diese Woche wurde publik, dass 39 Flüchtlinge gegen den Kanton Luzern vor Gericht ziehen, weil sie angeblich zu wenig Geld vom Staat erhalten (Ausgabe vom 1. Februar). Unterstützt werden sie dabei von einem Kantonsrat der Grünen. Der Vorwurf: Der Kanton Luzern bereichere sich finanziell an den Flüchtlingen, weil er den pro Kopf Betrag vom Bund nicht eins zu eins weitergebe. Diese Meldung hat wohl nicht nur bei mir ein heftiges Kopfschütteln ausgelöst. Denn jeder Mensch, der einigermassen rechnen kann weiss, dass ein Dach über dem Kopf oder ein Busabo nicht kostenlos sind und dass darum die Abzüge mehr als gerechtfertigt sind.
Für mich stellt sich vielmehr die Frage, ob es wahr sein kann, dass Menschen, die an Leib und Leben bedroht waren, nun diesen Staat gerichtlich belangen, welcher ihnen Schutz gewährt und ihnen ein Leben in Frieden ermöglicht. Das sie für diese Unterstellung noch Unterstützung von einem «Volksvertreter» erhalten, macht die Situation nicht wirklich besser. Als Bürger fragt man sich dabei schon, wo hier die Grenzen der Solidarität sind. Kann es sein, dass man als Staat von Schutzbedürftigen verklagt wird, wenn man ihnen Schutz, ein Dach über dem Kopf und das Lebensnotwendige bietet? Ist unser Rechtssystem noch auf dem richtigen Kurs, wenn solche Klagen möglich sind? Persönlich hoffe ich sehr, dass hier das Gericht ein klares Verdikt zu unseren Schweizer Werten und Gepflogenheiten setzt. Zudem bin ich froh, dass die Luzerner Regierung bei klarem Kopf ist und Sozialdirektor Guido Graf eine klare Linie fährt.
Einzelne Justierungen nach oben an den Tagessätzen für Flüchtlinge mögen richtig sein, hier muss man das Mass im Auge behalten und sich fragen, ob die Solidarität den richtigen gebührt ist, wenn man als Dank noch eine Klage am Hals hat.
Luca Boog, Gunzwil, Kantonsratskandidat die Mitte
«Das Boot ist voll!» schreibt Sepp Geisseler im Leserbrief vom 2. Februar. Richtig. Übervoll sind die Schlauchboote auf dem Mittelmeer, entsprechend viele Menschen ertrinken dort. Könnte dies einen Zusammenhang damit haben, dass wir «guten» Schweizerinnen und Schweizer das sinnvolle Botschaftsasyl für wirklich Asylberechtigte abgeschafft haben?
Zurück zum Leserbrief von Sepp Geisseler. Ich bin empört und kann es kaum glauben, dass das judenfeindliche Schlagwort aus der Nazi-Zeit im heutigen Zusammenhang verwendet wird. Ich finde es zu einfach, wenn man die Zuwanderung als Ursache für alle unsere Probleme identifiziert: Wohnungsnot, Autokolonnen, überlastete Spitäler, Verlust von Grünflächen, Reduktion von Ackerflächen und damit die schwindende Möglichkeit der Selbstversorgung. Für mich ist das unsensibel, gefühllos und unchristlich!
Ich wünsche mir vermehrt Leute, die etwas ganzheitlicher denken. Viele Ausländer, Saisonarbeiter haben uns den Gotthardtunnel gebohrt und die Autobahnen gebaut. Frau und Kinder mussten sie zuhause lassen oder in der Schweiz illegal verstecken, ohne Schulbesuch! Unsere Bedürfnisse nach stets mehr Wohnraum befriedigten ebenfalls die Saisonarbeiterinnen und -arbeiter. Wohnungsnot hat ihre Herkunft kaum bei Asylsuchenden in Zivilschutzanlagen. Seien wir doch dankbar, dass wir einen grosser Teil unseres Wohlstandes den Saisonarbeitern und der Zuwanderung verdanken dürfen. Ein Glück, dass wir heute die Personenfreizügigkeit kennen und Einheimischen und Zuwanderern gerechte Löhne gönnen. Tragen wir Sorge zu dieser Errungenschaft!
Rolf T. Spörri, Luzern