Dietikon
Die Sozialhilfequote ist um 0,4 Prozentpunkte gesunken – aber Dietikon bleibt das Schlusslicht in der Region

4,6 Prozent aller Dietikerinnen und Dietiker bezogen 2021 Sozialhilfegelder. Damit ist Dietikon im Limmattal zwar immer noch auf dem letzten Platz, aber im kantonalen Vergleich gilt dies längst nicht mehr.

Florian Schmitz
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Auch der Anteil Menschen, die längerfristig Sozialhilfe beziehen, ist in Dietikon zurückgegangen.

Auch der Anteil Menschen, die längerfristig Sozialhilfe beziehen, ist in Dietikon zurückgegangen.

Themenbild: Christian Beutler/Keystone

Der positive Trend setzt sich fort: Auch für 2021 verzeichnete Dietikon bei der Sozialhilfequote einen Rückgang, wie die kürzlich vom Bundesamt für Statistik veröffentlichten Zahlen zeigen. Im Vergleich zu 2020 sank die Quote im Erhebungsjahr 2021 von 5,0 auf 4,6 Prozent. Damit setzt sich eine langjährige Entwicklung fort. Ende der 2000er-Jahre betrug die Quote noch um die 7,5 Prozent und Dietikon war viele Jahre lang das Schlusslicht im Kanton.

Das gilt mittlerweile nicht mehr: In Winterthur (5,5 Prozent) und Opfikon (4,9 Prozent) ist die Sozialhilfequote inzwischen höher als in Dietikon, in Kloten genau gleich hoch. Kantonsweit sank die Quote 2021 im Vergleich zum Vorjahr von 3,1 auf 3,0 Prozent. «Entgegen den Prognosen während der Coronakrise wurden in Dietikon 85 Personen weniger mit Sozialhilfe unterstützt, als noch im Jahr zuvor», konstatiert die Stadt in einer Mitteilung von Dienstag.

Wegen Corona war die Sozialabteilung auf einen Anstieg vorbereitet

Das sei besonders erfreulich, weil die Sozialhilfeabteilung wegen der potenziellen wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie auf steigende Fallzahlen vorbereitet sei, sagt Sozialvorstand Philipp Müller (FDP). «Die Unterstützungsinstrumente von Bund und Kanton greifen.» Wenn abfedernde Massnahmen wie Kurzarbeitsentschädigungen dann ganz wegfallen würden, könnte die Sozialabteilung die Langzeitfolgen von Corona doch noch zu spüren bekommen, sagt Müller. Aber insgesamt habe die Stadt ihre Prognose die Auswirkungen auf den Bezug von Sozialhilfe verhalten positiv nach unten korrigiert.

Der Rückgang bei der Sozialhilfe ist laut der städtischen Mitteilung auch auf die Arbeitsmarktentwicklung und die positiven konjunkturellen Einflüsse zurückzuführen. Als erfreulich hervorgehoben wird ausserdem der Rückgang bei Langzeitbeziehenden: Der Anteil Personen, die zwei bis vier Jahre mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt wurden, ist von 19,2 auf 15,6 Prozent gesunken. Dies sei besonders positiv, weil die Sozialhilfe als Übergangsunterstützung gedacht sei und Menschen dabei helfen soll, wieder zurück in die Bahn zu finden. Deshalb setze die Sozialabteilung darauf einen Fokus, so Müller.

Aus diesem Grund habe sich die städtische Sozialberatung etwa bei der Studie «Richtungswechsel» der Berner Fachhochschule beteiligt, heisst es in der Mitteilung. Dabei ging es um Interventionen in der Beratung, die das Kompetenzerleben und Wohlbefinden von Langzeitbeziehenden verbessern. Wenn Menschen länger Sozialhilfe beziehen müssen, belaste das nicht nur die städtischen Finanzen, sondern sei für die Betroffenen selbst verheerend, sagt Müller.

Sozialabteilung fokussiert auf die Bildung

Einen Arbeitsschwerpunkt setze die Sozialabteilung bei der Bildung, wie der Sozialvorstand ausführt. Denn in Dietikon leben überdurchschnittlich viele Menschen ohne Berufsabschluss, die über geringere Chancen verfügen, im Arbeitsmarkt Tritt zu fassen. «Wir wollen Menschen ausbilden und befähigen, wieder eine Arbeit zu finden», so Müller. Deshalb habe Dietikon auch als Pilotgemeinde bei der Weiterbildungsoffensive mitgemacht, die von der Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) zusammen mit dem Schweizerischen Verband für Weiterbildung (SVEB) ins Leben gerufen wurde. Darauf aufbauend setzte die Gemeinde per Dezember 2021 ein eigenes Konzept für die Bildungsförderung um.

Im regionalen Vergleich verzeichnete Dietikon bei der Sozialhilfequote relativ gesehen den zweithöchsten Rückgang mit 0,4 Prozentpunkten, in Oberengstringen sank die Quote um 0,5 Prozentpunkte. Aber der Bezirkshauptort bleibt auf dem letzten Platz: Dahinter folgen Zürich (4,3 Prozent), Oberengstringen (4,1 Prozent), Schlieren (4,1 Prozent), Geroldswil (3,2 Prozent), Unterengstringen (3,1 Prozent), Spreitenbach (2,8 Prozent), Weiningen (2,6 Prozent), Oetwil (2,2 Prozent), Urdorf (2,2 Prozent), Birmensdorf (1,7 Prozent), Bergdietikon (0,8 Prozent) und Uitikon (0,7 Prozent). Aesch wird in der Statistik nicht ausgewiesen, weil 2021 weniger als sechs Personen Sozialhilfe bezogen.