«Mauern überwinden, Mitmenschlichkeit wagen. Doch wie?», so lautete das Motto des XX. internationalen Scalabrini-Festes. Es wurde vom 20.-21. April 2018 im Internationalen Bildungszentrum G.B. Scalabrini in Solothurn veranstaltet. Auch in diesem Jahr nahmen wieder über 350 Menschen unterschiedlichen Alters aus 40 Herkunftsländern teil: Einheimische, Migranten, Geflüchtete. Im Mittelpunkt stand eine komplexe und wichtige Frage: Wie können in unseren heute so heterogenen Gesellschaften neue und wertschätzende Beziehungen entstehen unter Menschen mit verschiedenen kulturellen und sozialen Lebenserfahrungen?
Neben Spezialprogrammen für Kinder und Jugendliche fand am Samstag in den Räumen der Pädagogischen Hochschule FHNW u.a. ein Forum mit Dr. Chiara Giaccardi und Dr. Mauro Magatti, Soziologen und Dozierende an der Katholischen Universität Mailand, statt. «Wir brauchen Mauern, sie geben Struktur und Sicherheit. Aber sie trennen auch, ja, manchmal kapseln sie uns ab und drohen uns zu ersticken – vor allem die, die in unseren Köpfen sind. Und wie viele solcher Mauern sind seit dem symbolträchtigen Sturz der Berliner Mauer entstanden!» Am Forum nahmen auch teil: Dr. Samad Qayumi, ehemaliger Bildungsminister in Afghanistan, der vor Jahren in die Schweiz flüchtete, Giulia, Studentin in Mailand und John, ein junger Eritreer, der im Kanton Solothurn lebt. An ihn wandte sich M. Magatti mit den Worten: «Eure Mühe, eure so schwere Erfahrung, sind euer Kapital!» Ja, es ist wirklich ein wertvolles Kapital, das Migranten und Geflüchtete mitbringen in einer Zeit, in der Orientierungslosigkeit und Individualismus vorherrschen. Sie können einen einzigartigen Beitrag an die Gesellschaft leisten: menschlichen Reichtum, Lebensmut, Hoffnung... und nicht nur Arbeitskraft. Dies ist aber nur dann möglich, wenn wir die Mauern zwischen uns überwinden und Mitmenschlichkeit wagen.