200 Bauern haben bei «Bauern, ledig, sucht...» ihr Glück versucht. Die Sendung ist seit zehn Jahren ein Hit. Und die Kandidaten gehen nicht aus. Wer zu viel Zeit mit seinen Kühen verbringt, findet heute keine Frau mehr.
Seit zehn Jahren wird verkuppelt: 200 Bauern haben bei «Bauer, ledig, sucht...» schon die grosse Liebe gesucht – und teils auch gefunden. Laut dem Privatsender 3+ sind bereits 17 Hochzeiten und 22 Babys aus der Kuppelshow hervorgegangen. Und nicht alle Kandidaten sind kauzige Typen. Es gab auch schon Prachtsexemplare wie Weinbauer Rino. Neben einem Weingut in der Toscana nennt der blonde Schönling 150 Schafe, 50 Ziegen sowie mehrere Schweine und Hühner sein eigen.
Hunderttausende Zuschauer amüsieren sich, etwa über die unbeholfenen Annäherungsversuche eines Bauerns, der «e eifachi Frau» sucht. Und es ist kein Ende in Sicht: Am Donnerstag startet die nächste, 14. Staffel. 27 Bauern und einige Bäuerinnen suchen über 30 Folgen lang die grosse Liebe. Lukas Schwyn, Pfarrer und Präsident des bäuerlichen Sorgentelefons, ist skeptisch. Die Bauern meldeten sich zwar freiwillig an, aber manch einem würde er raten, sich das gut zu überlegen. Er sagt:
«Ich habe den Eindruck, die Sendung geht auf Kosten von kurligen Personen aus dem bäuerlichen Umfeld.»
Der Bauernstand hat es besonders schwer auf dem Partnermarkt. Vor allem Eigenbrötler älteren Semesters haben kein leichtes Spiel. Sie geraten bei ihrer körperlich anstrengenden Arbeit ins Schwitzen, Stallgeruch gehört zum Alltag. «Wie kleiden Sie sich, wie häufig waschen Sie sich?», fragt Schwyn jeweils nach und fordert Junggesellen auf, sich besser zu pflegen.
«Manche Bauern suchen keine Frau, sondern eine Arbeitskraft», sagt der Pfarrer aus Signau im Emmental. Männer, die nur nach einer Frau fürs «Wärche» und den Haushalt Ausschau halten, hätten aber kaum Chancen. «Heutige Frauen haben andere Vorstellungen, sie sind besser ausgebildet, wollen mitreden im Betrieb und auch mal mit der Familie in die Ferien fahren.» Die Frauen seien selbstbewusster geworden. Ihre Ansprüche sind mit dem bäuerlichen Leben nicht so einfach vereinbar. Und so bleibt mancher Bauer unfreiwillig allein.
Der eine oder andere wohnt noch mit seiner Mutter zusammen, die den Haushalt führt. «Wenn sie nicht mehr da ist, wird es sehr still im Haus dieser Männer», sagt Markus Ritter, Bauernpräsident und seit 24 Jahren verheiratet. Im St. Galler Rheintal, wo er seinen Biohof bewirtschaftet, hat er einige ledige Berufskollegen, die gern geheiratet hätten. «Bis 30 macht man sich als junger Bauer nicht gross Sorgen wegen der Partnersuche. Mit 40 denkt man, okay, es wird langsam Zeit, aber ich finde schon noch eine Frau. Mit 50 ist es dann sehr spät, wenn man den Traum einer Familie noch verwirklichen möchte», sagt der Bauernpräsident.
Welche Bauern-Typen kommen gut an? «Die gleichen, die generell bei den Frauen ankommen: Humorvolle, tageslichttaugliche, kommunikative, umgängliche und eher offen denkende Typen», sagt Sandra Helfenstein vom Schweizer Bauernverband. Doch wer den ganzen Tag allein bei seinen Kühen verbringt, wird nicht unbedingt gesprächiger.
«Lern tanzen», sagt Bauernpräsident Ritter Kollegen auf der Brautschau. «Und überleg dir, was Frauen gefällt. Sie mögen Männer, die kochen können. Und die ihre Liebe zur Natur und zu den Tieren zeigen.» Landwirte sollen sich zudem die Chance geben, dass ein Kontakt entsteht. Also Vereine besuchen, in denen auch Frauen sind, wie die Landjugend oder einen Turnverein.
Besonders gut stehen die Aussichten fürs Eheglück, wenn die Braut aus einem bäuerlichen Umfeld kommt. Und weiss, was aus sie zukommt. Lukas Schwyn vom bäuerlichen Sorgentelefon sagt:
«Wer einen Bauer heiratet, heiratet seine Familie mit.»
Oft drehen sich seine Beratungen um Generationenkonflikte: Wenn die Schwiegereltern, die im Stöckli nebenan wohnen, die Frau ablehnen oder ihr bei der Erziehung drein reden. Manch eine Frau beklagt sich über ihren Mann. «Zuerst kommen die Kühe, dann die Maschinen, dann ich», hat eine desillusionierte Bäuerin kürzlich zu ihm gesagt.
«Städtische Personen haben oft keine Ahnung mehr, was es heisst, Fleisch und Milch zu produzieren», sagt Lukas Schwyn. Zeitschriften wie «Landliebe» und Sendungen wie die «Landfrauenküche» gaukelten ein falsches Bild vor. Manch eine Bäuerin räumt für die perfekte Illusion vor der Kamera sogar ganze Zimmer um. Bei «Bauer, ledig, sucht...» wird dieses Bild dann schnell korrigiert: Etwa mit Sepp, der nur einen Sessel besitzt und noch immer in seinem Kinderbett schläft.