Neue Studie
Hilfe auf vier Pfoten: Der Hund vertreibt den Zappelphilipp

Hunde zu streicheln, hilft bei Aufmerksamkeitsstörungen. Eine neue Studie zeigt, weshalb.

Jörg Zittlau
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Streicheln führt bei Menschen zu einer intensiveren Durchblutung im Stirnbereich des Gehirns.

Streicheln führt bei Menschen zu einer intensiveren Durchblutung im Stirnbereich des Gehirns.

Andrea Stalder

Einige Kliniken und Psychotherapeuten setzen bereits auf Hunde, etwa zur Behandlung von Demenzpatienten. Eine Schweizer Studie zeigt nun, dass dies auch bei Aufmerksamkeitsstörungen helfen könnte.

Ein Forscherteam der Universität Basel bat 21 Männer und Frauen, entweder einen Hund oder ein hundeähnliches Plüschtier zu streicheln. Die echten Vierbeiner rekrutierten sich aus einem Golden Retriever, einem Jack Russel und einem Golden Doodle, während die Attrappe mit einer Wärmeflasche gefüllt war, um zumindest temperaturmässig einem echten Säugetier zu ähneln. Die Hirnaktivitäten der streichelnden Probanden wurden per Infrarot-Spektroskopie gemessen.

Effekt bei echten Hunden am stärksten

In allen Fällen führte das Streicheln zu einer intensiveren Durchblutung im präfrontalen Cortex, also im Stirnbereich des Gehirns. Am stärksten und nachhaltigsten war dieser Effekt jedoch bei einem echten Hund. Wenn der gestreichelt wurde, zeigte sich das Frontalhirn selbst dann noch aktiv, wenn das Tier schon den Raum verlassen hatte. Bei den Plüschtieren war das nicht der Fall.

Der präfrontale Cortex spielt eine zentrale Rolle bei Impulskontrolle, Handlungsplanung und konzentrierter Aufmerksamkeit. Laut Studienleiterin und Psychologin Karin Hediger könnte es daher sinnvoll sein, «Patienten mit Defiziten in den Bereichen Motivation, Aufmerksamkeit und sozioemotionalen Funktionen» einen Hund streicheln zu lassen. Das habe sich bereits in früheren Studien in der Therapie von hyperaktiven Aufmerksamkeitsstörungen, also dem sogenannten Zappelphilipp-Syndrom bewährt.

Voraussetzung ist natürlich, dass der Hund sich streicheln lässt. In der Schweizer Studie klappte das, weil Herrchen oder Frauchen dabei waren. Aber in der Praxis der «Pet therapy» (Tiergestützten Therapie) mit Hunden ist es ohnehin üblich, dass der Therapeut auch gleichzeitig der Halter des Tieres ist.