Spitalkrise
Notfallstationen voll: Kantonsspital Aarau warnt vor Wartezeiten und gibt Tipps für verunsicherte Eltern

Auf der Kinder-Notfallstation des KSA wurden am 25. Dezember mit 202 jungen Patientinnen und Patienten so viele Kinder behandelt, wie bisher noch nie. Wegen der hohen Belastung kommt es auf dem Notfall zu Wartezeiten – und ein Kinderarzt erklärt Eltern in einem Blog, wie sie bei Krankheitssymptomen ihrer Kinder reagieren sollen.

Fabian Hägler
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Ambulanz vor der Notfallstation des Kantonsspitals Aarau im Oktober: Damals war der Ansturm der Patientinnen und Patienten noch viel kleiner.

Ambulanz vor der Notfallstation des Kantonsspitals Aarau im Oktober: Damals war der Ansturm der Patientinnen und Patienten noch viel kleiner.

Claudio Thoma

Mehr als 350 Personen meldeten sich am 26. Dezember auf der Notfallstation des Kantonsspitals Baden – ein absoluter Rekord, nie zuvor hatte das KSB so viele Notfallpatienten an einem Tag registriert. Auch im Kantonsspital Aarau (KSA) ist die Notfallstation stark belastet, wie Sprecherin Isabelle Wenzinger mitteilt. «Die Patientenzahlen haben über die Festtage nochmals zugenommen. So wurden am 25.12. insgesamt 341 Patientinnen und Patienten behandelt, am 26.12. sogar 354.» Alleine auf dem Kindernotfall seien am 25. Dezember 202 Kinder behandelt worden, eine Rekordzahl.

Die Gründe für die hohen Patientenzahlen liegen laut Wenzinger unter anderem darin, «dass Covid, Grippe und RS-Virus aktuell gleichzeitig auftreten». Andererseits seien über und zwischen den Festtagen viele Arztpraxen geschlossen. Da alle Personen auf den beiden Notfallstationen nach Dringlichkeit behandelt würden, könne es für Patientinnen und Patienten mit geringfügigen Krankheiten zu längeren Wartezeiten kommen, hält die Sprecherin fest.

KSA-Kinderarzt gibt Tipps auf Instagram und in einem Blog

Hier empfiehlt das KSA Aarau die ärztliche Notrufnummer Aargau (Tel. 0900 401 501) oder für Kinder- und Jugendnotfälle die «Medgate Kids Line» (Tel. 0900 000 480). Wenzinger sagt weiter: «Im Wissen darum, dass Eltern oft verunsichert sind, hat das KSA Kinderspital in einem Blogbeitrag erklärt, was sie zu Hause tun können und wann es nötig ist zum Arzt bzw. auf den Notfall zu gehen.»

Auch auf Instagram publiziert das KSA konkrete Hinweise für Eltern. In einem Post heisst es unter anderem: «Ohr- und Halsschmerzen, Schnupfen und Fieber sind normale Zeichen einer Erkältungskrankheit.»

Der erste Eintrag im erwähnten Blog trägt den Titel: «Krankes Kind? Was hilft und wann zum Arzt.» Das rät Patrick Haberstich, leitender Arzt Kindernotfall und Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, bei häufigen Symptomen.

Was sollen Eltern tun, wenn das Kind Fieber hat?

Kinder haben Fieber ab einer Temperatur von 38,5°C, Neugeborene bis zu einem Monat ab 38°C. Ursache ist häufig eine virale Entzündung. Eine Therapie mit Antibiotika hilft nur bei bakteriellen Entzündungen.

Zu Hause hilft: Ruhe und Geborgenheit, häufiges Trinken lassen (Schoppen, Tee, Wasser), kühlende Wadenwickel, fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen (ab einem Alter von 6 Monaten).

Zur Ärztin/zum Arzt: Im Alter von unter einem Monat und über 38°C Fieber, Kind ist sehr krank und schlapp, Kind mag nicht trinken, Fieber hält länger als drei Tage an, bei Fieberkrampf.

Was empfiehlt der Kinderarzt bei Ohrenschmerzen?

Eine Mittelohrentzündung ist häufig die Folge einer Virusinfektion und benötigt keine Antibiotikatherapie. Mit den untenstehenden Tipps heilen viele Entzündungen innerhalb von ein paar Tagen ab.

Zu Hause hilft: Bei starken Schmerzen geben Sie Ihrem Kind Schmerzmedikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen, pflegen Sie die Nase mit einer Kochsalzlösung und verwenden Sie ein altersentsprechendes Nasenspray oder Nasentropfen.

Zur Ärztin/zum Arzt: Ohrschmerzen werden trotz Schmerzmedikamenten nach 2–3 Tagen nicht besser, unstillbares Schreien trotz Verabreichung von Medikamenten, schlechter Zustand des Kindes, Kind ist unter 6 Monate alt, es läuft Flüssigkeit aus dem Ohr, das Ohr steht ab und der Knochen hinter dem Ohr ist stark gerötet.

Wie reagiert man am besten bei Husten der Kinder?

Husten ist ein wichtiger Abwehrmechanismus unseres Körpers und meist Zeichen einer Erkältung. Hustensirupe helfen dabei nicht, sondern können potenziell auch gefährlich sein.

Zu Hause hilft: Viel trinken, vor allem warmen Tee (Kamille, Thymian, Lindenblüte etc.), ab einem Alter von 12 Monaten Honig im Tee oder auf dem Löffel, Oberkörper hochlagern, regelmässiges Lüften und eine Luftfeuchtigkeit von 50–60%, unbedingt Zigarettenrauch vermeiden.

Zur Ärztin/zum Arzt: Schwere Atmung oder Atemnot, Kind kriegt zum Essen oder Trinken kaum Luft, Kind ist sehr schlapp und müde, Kind hustet länger als zwei Wochen.

Was hilft gegen eine Magen-Darm-Grippe der Tochter oder des Sohnes?

Eine Magen-Darm-Grippe (Erbrechen und/oder Durchfall) wird sehr oft durch Viren verursacht, zudem können auch Bakterien vorkommen. Oftmals hat das Kind Bauchschmerzen und teils auch Fieber. Trotz allem ist die Flüssigkeitszufuhr via Mund die wichtigste Massnahme.

Zu Hause hilft: Geben Sie Ihrem Kind immer wieder löffelweise zu trinken (z. B. verdünnten, klaren Apfelsaft oder Bouillon) sowie leichte Lebensmittel wie Zwieback oder Salzstengeli.

Zur Ärztin/zum Arzt: Häufiges Erbrechen und/oder Durchfall, Trinken wird verweigert, trockene Windeln, Kind wird immer müder und schlapper.