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Kanton Aargau
Im September stimmt die Schweizer Bevölkerung darüber ab, ob der Bund Velowege fördern soll. Das Aargauer Pro-Komitee stellte am Mittwoch in Aarau seine Argumente vor.
Werner Christen, der Präsident von Pro Velo Lenzburg, liebt das Velofahren. Manchmal bekomme er aber miese Laune, wenn er auf seinem Velo unterwegs sei. Zum Beispiel dann, wenn die Verkehrsführung schlecht sei und er sich als Velofahrer gefährdet fühle. Das passiert ihm etwa beim Freiämterplatz in Lenzburg. «Der ist für Velofahrer eine Katastrophe», so Christen.
Jonas Fricker, Präsident der Regionalgruppe Fussverkehr Aargau und ehemaliger Nationalrat der Grünen, weiss Ähnliches zu berichten, etwa aus Baden. «Durch den Schlossbergtunnel kann man mit dem Velo fast nicht mehr fahren. Gerade mit einem Anhänger ist es dort sehr eng», erzählt er. Wegen solcher Situationen haben sich Fricker und Christen dem Pro-Komitee für den Bundesbeschluss Velo angeschlossen, zusammen mit Politikerinnen und Politikern von links bis rechts sowie Mitgliedern von verschiedenen Verbänden wie dem WWF, dem VCS oder Pro Velo Aargau. An einer Medienkonferenz in Aarau stellten die Vertreterinnen und Vertreter des Komitees ihre Argumente vor.
Wenn der Bundesbeschluss Velo im September angenommen wird, dann würden Velowege in der Schweiz rechtlich den gleichen Status erhalten wie Wander- und Fusswege. Bis jetzt sind Kanton und Gemeinden selber für Velowege verantwortlich.
Mit der neuen Regelung würde das Velowegnetz in der Schweiz besser und sicherer, sind die Mitglieder des Aargauer Pro-Komitees überzeugt. Jürg Calfisch, der Präsident des VCS Aargau, verwies an der Medienkonferenz auf die steigende Zahl tödlicher oder schwerer Velounfälle der letzten Jahre. Aktuell gebe es im Vergleich mit dem Jahr 2000 fast 30 Prozent mehr schwere Velounfälle, während es über 30 Prozent weniger schwere oder tödliche Unfälle mit Autos gibt.
Eine Rolle bei der steigenden Zahl von schweren Unfällen spielen die Elektrovelos. Auf ihnen ist man schneller unterwegs, das führt zu schwereren Verletzungen. Dazu kommt, dass sich wieder mehr Leute auf das Velo schwingen, weil das Fahren mit einem Elektrovelo weniger anstrengend ist.
Die Mitglieder des Komitees sind sich einig: Grundsätzlich ist es eine gute Sache, wenn mehr Menschen mit dem Velo unterwegs sind. «Velofahren ist umweltfreundlich und gut für die Wädli», fasste Irène Kälin, Nationalrätin der Grünen, zusammen. «Velofahren könnte sich darum sogar positiv auf die Gesundheitskosten auswirken», ergänzte die Aarauer FDP-Stadträtin Susanne Marclay-Merz. Als Beispiel dafür brachte sich CVP-Grossrätin Marianne Binder gleich selber ins Spiel. «Ich wohne am Hang. Dort hochzutrampen, hält mich fit.»
Ein weiteres Plus für das Velo sei, dass man auf ihm gerade im dichten Stadtverkehr oft am schnellsten vorwärtskommt. BDP-Nationalrat Bernhard Guhl: «Wenn kurze Strecken mit dem Velo zurückgelegt werden, entlastet das die Strassen und den öffentlichen Verkehr in den Agglomerationen.» Damit die Vorteile des Velos sich entfalten können, brauche es aber sichere Strecken, waren sich alle einig. Der Bundesbeschluss Velo könne dabei helfen, so das Pro-Komitee überzeugt.