Für ihre neuste Anschaffung scheuten Karin und Martin Heller keine Mühe. Sie reisten bis nach Island, um einen vielversprechenden Zuchthengst auszuwählen. Mit ihm haben sie Grosses vor.
Alles scheint beschaulich auf dem idyllischen Hof der Hellers in Mühlau. Der Schein trügt. Auf den weitläufigen Plätzen vor den Offenställen stehen prächtige Hengste in ihrer Blütezeit. Spitzenpferde, die im Sport wie auch in der Zucht Höchstleistungen bringen. 10 bis 15 Stunden pro Woche werden die Kraftpakete trainiert, um an Wettkämpfen ihre aussergewöhnlichen Fähigkeiten der Jury zu präsentieren.
Freiamt ist ideal für Isländer
Dass es im Reusstal mehr Islandpferde gibt, wie irgendwo sonst in der Schweiz, dürfte vielen schon aufgefallen sein. Die mittelgrossen Pferde mit dem dicken Fell gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Ihr gutmütiger Charakter ist einmalig, sie sind anpassungsfähig und treu. Die Freiämter Isländerszene ist einer der ältesten in der Schweiz. Schon vor 40 Jahren war der Hestar-Hof in Reussegg das Islandpferde-Mekka schlechthin und importierte kontinuierlich Verkaufspferde aus Island.
Schon im Herbst soll das Grossprojekt realisiert werden: Die alten Stallungen in Reussegg weichen einer modernen Reithalle mit Hengstställen, Reiterstübli, Theorieraum, Reitladen und Bistro. Die besondere Bodenbeschaffenheit in der Halle trägt zur seriösen Ausbildung der Jungpferde bei. Ein geziegeltes Satteldach im Mittelbereich und die Verwendung von Holz und Backsteinen sorgen für ein ästhetisches Gebäude, welches gut in das Dorfbild passt. Im September vor zwei Jahren haben Martin und Karin Heller den Hof übernommen. Sie züchten Islandpferde und bilden sie für den Pferdesport und die Freizeit aus. (SMO)
Heute leiten Karin und Martin Heller den Betrieb. Gemeinsam führen sie zwei Höfe mit rund 70 Pferden. Während andere vor allem den Handel mit den Vierbeinern betreiben, setzen die Hellers bewusst auf die Ausbildung von Pferd und Reiter sowie seit einigen Jahren auf die Zucht in der Schweiz. Begeistert erzählen sie vom neuen Hengst, den sie in Island ausgesucht haben. Am Sonntag wird er auf die Reise in die Schweiz geschickt. 5 Tage dauert die Überfahrt mit Flugzeug und Lastwagen.
Reusstal eignet sich zum Tölten
Da in Island die Abstammung jedes Pferdes bis in die 70er-Jahre exakt dokumentiert ist, können die Aussichten auf Erfolg im Sport schon eingeschätzt werden, bevor das Pferd überhaupt auf der Welt ist. Selbst die Stammbäume der Menschen können da nicht mithalten. Um die Qualitäten zu erhalten, herrschen klare Regeln. Jahrhundertelange Isolation und Reinzucht haben unter härtesten Bedingungen ein überlebenswilliges Pferd geformt. Zwar sind die klimatischen Verhältnisse im Reusstal weniger eisig, dennoch ist es das perfekte Reitgebiet. «Hier gibt es flache Wege mit weichem Boden, ideal zum Tölten», sagt Martin Heller. Der Tölt und der Pass sind Gangarten, welche nur die wenigsten Pferderassen beherrschen und die Isländer besonders speziell macht. Im Tölt ist beinahe jedes Gelände passierbar.