Die Badener Firma Meier Druck ist enttäuscht, weil die Generalplaner des Kurtheaters die Pläne nicht an Unternehmen der Region vergaben. Trotz mehrmaligem Nachfragen habe Meier Druck die Ausschreibungsunterlagen gar nicht erst erhalten.
Mario Delvecchio, Geschäftsführer der Meier Druck AG, Baden, ist empört: Er hatte sich im Komitee Pro Kurtheater für ein Ja zum Kredit von 35 Millionen Franken für das Kurtheater eingesetzt. Doch bei der Vergabe der Druckaufträge für die grossformatigen Baupläne wollte man ihn zuerst nicht berücksichtigten. Delvecchio bemühte sich dann selber um die Offertunterlagen - ging aber leer aus.
Das Generalplanerteam Hämmerle und Partner, Zürich, hat den Auftrag einer Firma aus ihrer Umgebung vergeben. Adrian Humbel von der Conarenco AG, der von der Stadt Baden mit der Projektleitung betraut wurde, versteht zwar die Enttäuschung bei Mario Delvecchio. «Es ist aber alles redlich abgelaufen», versicherte Humbel.
Keine öffentliche Ausschreibung nötig
Das Kurtheater-Projekt der Theaterstiftung als Bauherrin unterliegt dem kantonalen Submissionsdekret, weil es sich um ein Bauvorhaben einer öffentlich-rechtlichen Institution handelt. Aufträge für Dienstleistungen des Baunebengewerbes bis 250 000 Franken dürfen im Einladungsverfahren vergeben werden, das heisst an eine unter mehreren Bewerbern ausgewählte Firma, unter 150 000 Franken sogar im Direktauftrag. Damit ist keine eine öffentliche Ausschreibung nötig. Das Auftragsvolumen für Pläne und Kopien beträgt rund 200 000 Franken.
Vergeblich um Unterlagen bemüht
Mario Delvecchio versteht die Welt heute noch nicht. Mitte Juni 2013 hatte er sich bei Jarl Olesen, Leiter Planung und Bau der Stadt Baden nach Ausschreibungsunterlagen für die Planplots (Kopien, Ausdrucke) erkundigt. Trotz mehrmaligem Nachfragen und einer Intervention über Ressortvorsteher Schneider habe er keine Auskunft von Olesen erhalten.
«Das geht doch nicht», sagt Delvecchio. «Man lässt niemanden zwei Monate ohne Antwort warten.» Ende September 2013 erhielt Delvecchio die Offertunterlagen für den Projektraum (Server für Datenspeicherung plus Planausdrücke, Plankopien). Offenbar fand doch ein selektives Einladeverfahren statt - von eingeladenen Firmen wird der günstigste Anbieter ausgewählt, doch den Auftrag erhielt eine Druckerei aus Zürich.
Delvecchio wurde von Olesen informiert, dass er zu teuer sei. Er offerierte auf Basis von Einzelpreisen. Nach Zürcher Praxis waren aber Pauschalen gefragt. Meier Druck sei rund 20 000 Franken über dem Angebot der Zürcher Konkurrenz gelegen, zusätzlich habe er 20 000 für den Projektraum (Datenspeicherung) für die gesamte Projektdauer verlangt, erklärt Adrian Humbel.
Delvecchio aber wird den Verdacht nicht ganz los, dass bei der Eingabe seines Kostenvoranschlages der Auftrag ohnehin bereits vergeben gewesen sei.
Man müsse künftig bei der Generalplanerin den Finger draufhalten, dass bei Auftragsvergaben prioritär lokale Firmen berücksichtigt würden. So lauten die Lehren, die sowohl Stadtrat und Bauvorsteher Markus Schneider als auch Adrian Humbel daraus ziehen.
Dem Generalunternehmer ausgeliefert
Wenn die Stadt ein Bauprojekt abwickelt, schreibt sie bei einem Einladungsverfahren die lokalen Firmen an. «Wir führen eine Liste über sämtliche Vergabungen», erklärt Markus Schneider. Im vorliegenden Fall sei die Stadt aber nicht Bauherrin und darum nicht direkt involviert.
Involviert ist die Stadt insofern, als sie über ihre Abteilung Planung und Bau die Verantwortung für die Projektleitung innehat. Die Projektleitung wurde aufgrund des Projektumfangs und mangels Kapazitäten bei der Stadt Adrian Humbel übergeben. Dieser vergibt keine Aufträge. Das ist Sache des Generalplanerteams, das über eine öffentliche Submission mittels Wettbewerb ausgewählt wurde.